Bundesverdienstkreuz für Johannes Rehder-Plümpe - Der 73-jährige Borgfelder hat sich um die Pflege des regionalen Kulturguts und der plattdeutschen Sprache verdient gemacht

event29.06.2024

Der Landrat des Landkreises Osterholz, Bernd Lütjen, sparte nicht an Lobesworten, als er Johannes Rehder-Plümpe das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verlieh. „Sie haben sich in einer außerordentlichen Breite für die Heimatgeschichte, die Pflege und Wahrung des regionalen Kulturgutes und insbesondere die Bewahrung der plattdeutschen Sprache eingesetzt“, lobte er in Richtung des73-Jährigen. Dabei habe er stets sein bescheidenes Auftreten bewahrt, sei ruhig, sachlich und humorvoll geblieben. Vor rund 50 geladenen Gästen steckte er dem sichtlich gerührten Rehder-Plümpe die Auszeichnung ans Revers und überreichte ihm eine von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterzeichnete Urkunde. In seinen zehn Amtsjahren habe er diese hohe Auszeichnung nur insgesamt 30-mal verliehen, sagte der Landrat.

 

In der Tat, das über 40-jährige ehrenamtliche Engagement des Borgfelders, der neben Architektur auch Sozialwissenschaften studiert hat, kann sich sehen lassen. In elf Vereinen und Institutionen hat er sich in den letzten Jahrzehnten dafür eingesetzt, dass die regionale Geschichte und die plattdeutsche Sprache in Erinnerung bleiben. So ist er seit 2000 Leiter der Regionalstelle Bremen und Landkreis Osterholz der Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V., die sich die Pflege von Baudenkmälern und alter Bausubstanz vor allem im ländlichen Raum auf die Fahnen geschrieben hat. Der Verein, der nach Angaben von Rehder-Plümpe die größte privat organisierte Denkmalorganisation Deutschlands ist, gibt u.a. eigene Publikationen zu überkommenen Bauhandwerkstechniken heraus und fördert die Forschung in diesem Bereich. Von 2014 bis 2020 war Rehder-Plümpe zweiter Vorsitzender der „Oll’n Handwarkers ut Worphusen un annere Dörper e.V.“. Die Mitglieder des Vereins haben sich zur Aufgabe gemacht, aussterbende Handwerksberufe der Nachwelt zu erhalten und zu pflegen. Im vereinseigenen Handwerksmuseum in Lilienthal-Worphausen hat Rehder-Plümpe die Aufgabe des Museumsleiters übernommen. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner engagiert sich darüber hinaus im „Arbeitskreis Regionalgeschichte“, in der „Arbeitsgruppe Findorffsiedlungen“, in der „Geschichtswerkstatt“ der Region sowie im Arbeitskreis Plattdeutsch im Landkreis Osterholz.

 

Der Erhalt der plattdeutschen Sprache ist Rehder-Plümpe wichtig. Als Ältester von vier Kindern wuchs er auf dem elterlichen Bauernhof in Schleswig-Holstein auf. „Auf dem Hof wurde nur Plattdeutsch und Ostpreußisch gesprochen“, erinnert sich der Geehrte. Hochdeutsch habe er erst in der Schule gelernt. Rehder-Plümpe gründete die „Plattsnackers“ in Lilienthal und Borgfeld, Gesprächskreise, die sich monatlich zum „Plattsnacken“ treffen, und arbeitete von 2004 bis 2016 im Plattdeutschen Kring und seit 2010 auch im Ausschuss „Plattdeutsch der Bremischen Bürgerschaft“ mit. 

 

Viele weitere ehrenamtliche Funktionen kommen hinzu: Zweiter Vorsitzender des Bürgervereins Borgfeld e.V., Leiter des Heimatarchivs Borgfeld, Vorsitzender des Freundeskreises „Dat Huus op’n Bulten“, Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Schmidt-Barrien-Hauses in Lilienthal-Frankenburg e.V., der seit 2008 jährlich den Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis an Personen und Institutionen verleiht, die sich besonders für den Erhalt des Niederdeutschen eingesetzt haben. Auch als ehrenamtlicher Richter am Oberverwaltungsgericht war Rehder-Plümpe von 2015 bis 2020 tätig.

 

Landrat Bernd Lütjen sagte, es komme selten vor, dass auf einen Vorschlag zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes so viele Stellungnahmen von Institutionen eingeholt werden müssten. Dies zeige, wie multifunktional der Geehrte aufgestellt sei und wieviel Herzblut er in seine Arbeit eingebracht habe. Trotz einer schweren Parkinson-Erkrankung, die ihn zwingt, das eine oder andere Amt abzugeben, will der Unermüdliche seine heimatgeschichtliche Arbeit fortsetzen. Als nächstes Projekt hat er sich die Erforschung der Sozialgeschichte des Teufelsmoors vorgenommen.