Borgfeld Archiv

Das Borgfeld-Archiv des Bürgervereins Borgfeld

Der Archivarbeitskreis des Bürgervereins Borgfeld arbeitet die Geschichte Borgfelds auf, das 1235 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Jeden Donnerstag um 10 Uhr kommen sie im Sitzungssaal des Borgfelder Ortsamtes zusammen, die zehn Mitglieder des Archivarbeitskreises des Bürgervereins Borgfeld. Sie sichten alte Aktenordner, Karten und Bücher, sortieren und archivieren. „Über 4.500 Aktenordner und Bücher insbesondere über die Geschichte Borgfelds lagern im Heimatarchiv“, sagt Heiko Wagener, der Chef des Arbeitskreises nicht ohne Stolz. Wenn die Inhalte der Aktenordner alle einzeln aufgelistet würden, würde sich die Anzahl der Exponate locker noch einmal verzehnfachen. Das älteste Original-Dokument ist von 1626, ein Auszug aus dem „Deutschen Geschlechterbuch“.

Angefangen hat alles im Jahre 2000, als der Heimatforscher und Architekt Wilhelm Dehlwes dem Bürgerverein Borgfeld sein Archiv vermachte. „2.000 Akten waren das“, erinnert sich der stv. Vorsitzende des Bürgervereins Borgfeld, Johannes Rehder-Plümpe. Er selbst hat damals zwei Jahre in der Waschküche von Wilhelm Dehlwes an der Warfer Landstraße gesessen und die Unterlagen sortiert und teilweise eingeheftet. Alles über Borgfeld hatte Dehlwes gesammelt: Familienchroniken, Baupläne von Häusern, Urkunden u.v.m. Ein wahrer Schatz, der nun auch einen würdigen Platz finden sollte. Da kam es dem Bürgerverein gerade recht, dass das alte Spritzenhaus der Feuerwehr am Ortsamt frei wurde. Mit viel Eigenleistung örtlicher Handwerker, unter ihnen auch der damalige 1. Vorsitzende des Bürgervereins, Hermann Kothe, wurde das 40 Quadratmeter große Gebäude zu einem Archiv umgebaut. Die Dehlwes`sche Sammlung wurde mit einem LKW rübergeschafft. Heiko Wagener begann zwei Jahre danach mit der Anlage einer computergestützten Datenbank. Von „A“ wie Adressbücher bis „Z“ wie Zeitungen lässt sich nun jedes Dokument wohlsortiert in dem Archiv finden. Nach und nach kamen weitere Sammlungen hinzu, allen voran die des Ortsamtes selbst, das alte Gesetzblätter, Adress- und Geschichtsbücher aus seinem Keller in das Archiv auslagerte. Johannes Huesmann, mit seinen 88 Jahren heute das älteste Mitglied des Arbeitskreises und Anfang der 2000er Jahre Borgfelds Ortsamtsleiter, war dafür verantwortlich. Auch der 2005 verstorbene Borgfelder Beiratssprecher Dr. Otto Carlsson hinterließ sein Archiv dem Bürgerverein Borgfeld. Gerd von Lingen, ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises und Urahne der Lüderitz-Dynastie (Eigentümerfamilie der ehemaligen Kattenburg an der Wümme) in Borgfeld, spendete vor fünf Jahren seine Sammlung über die „Siedlung Katrepel“ dem Heimatarchiv. „Hier kann ich die Unterlagen viel besser einsehen als zu Hause, wo sie in einer großen Holzkiste lagerten“, freut sich der Senior. Und für die Nachwelt blieben sie auch erhalten. Weitere Großsammlungen stammen aus den Nachlässen von Anneliese Behrens (zwei Kubikmeter!), Hertha Poltrock, Prof. Dr. Hermann Cordes und Friedel Bischof, dem Urenkel des ehemaligen Borgfelder Ortsvorstehers Albert Bischof, nach dem auch eine Straße in Borgfeld benannt ist. Immer mehr historische Bücher, Karten, Jahrbücher, Fotos und Filme, ja selbst Eheverträge, lagern seitdem in den Schubladen und Regalen des ehemaligen Spritzenhauses. Ganz besonders stolz ist der Arbeitskreis-Vorsitzende Heiko Wagener auf die Tonscherben aus dem 8. bis 10. Jahrhundert nach Christi, die beim Ausschachten am Erbrichterweg gefunden wurden. Ein Teil der Ausgrabungen sind ans Landesinstitut für Archäologie gegangen, einige Erinnerungsstücke lagern aber auch im Tresor des Heimatarchivs. „Wir haben hier auch die Ernennungsurkunde von Konsul Lüderitz mit der Original-Unterschrift von Theodor Roosevelt“, zeigt Heiko Wagener auf ein altes Schriftstück. Viele, viele Unterlagen. Eigentlich zu viele für das kleine Haus. Das weiß auch Heiko Wagener. „Der Bürgerverein Borgfeld bemüht sich schon seit Jahren um den Bau eines Dorfgemeinschaftshauses, in das auch das Heimatarchiv einziehen könnte“, sagt Wagener, der selbst bis 2022 Vorsitzender des Bürgervereins war. Hoffnung setzt er jetzt auf die Gespräche mit der evangelischen Kirchengemeinde Borgfeld über die Umnutzung des alten Pfarrhauses in ein Dorfgemeinschaftshaus: „Das würde uns zumindest ein bisschen Luft verschaffen“. Immerhin, eine Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde besteht bereits: „Wir haben das Kirchen-Archiv aufgearbeitet“, berichtet Friedel Wulf aus dem Arbeitskreis. Fünf Jahre lang hätten er und Heiko Wagener Seite für Seite die in großen Kartons bereitgestellten alten Unterlagen durchgesehen und archiviert. „Jetzt kann man alles sofort finden“, stellt Wulf zufrieden fest.

In der evangelischen Kirchengemeinde, aber auch im Focke-Museum oder im Borgfelder Landhaus, haben die Borgfelder Archivare seit 1985 insgesamt 13 Ausstellungen zur Geschichte Borgfelds organisiert. Darüber hinaus war der Bürgerverein/der Arbeitskreis Heimatarchiv seit 1966 an der Herausgabe von 25 geschichtlichen Büchern über Borgfeld beteiligt. Daneben hat er die „Borgfelder Blätter“ und Borgfeld-Broschüren erarbeitet sowie historische Schilder an geschichtlich bedeutsamen Orten aufgestellt. Eines der ersten Bücher aus dem Jahr 1967, „Das Dorf Borgfeld und seine Einwohner“ von Wilhelm Dehlwes, war lange Zeit das Standardwerk für Borgfeld. Es wurde 1984 durch das Buch „Borgfeld – Eine alte Landgemeinde Bremens“ von Hermann Faltus und Lothar Klimek, das anlässlich der 750-Jahr-Feier Borgfelds herauskam, ergänzt. Das bekannteste Buch dürfte wohl das „Borgfeld-Lexikon“ sein, ein 265 Seiten starkes Nachschlagewerk, das 2012 auf wesentliche Initiative von Friedel Wulf, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hermann Cordes, Johannes Huesmann, Johannes Rehder-Plümpe und Heiko Wagener erschienen ist. „Ein Muss für jeden Borgfelder“, ist Heiko Wagener überzeugt. Schon jetzt macht sich der Arbeitskreis Heimatarchiv aber Gedanken um eine Neuauflage, schließlich ist viel passiert seit 2012. Da stellt sich die Frage, wer dabei mitarbeiten soll angesichts des doch schon fortgeschrittenen Alters der Borgfelder Archivare, die alle zwischen 72 und 88 Jahren alt sind. „Keine Sorge“, winkt Heiko Wagener ab. Der Nachwuchs stehe schon vor der Tür. Mit Dr. Carsten Büscher und Jost Christian Schemionek konnten zwei Nachwuchs-Archivare gewonnen werden, die sich schon in das Schreiben und Gestalten von Büchern eingebracht haben. „Jost ist gerade mal 16 Jahre alt“, sagt Friedel Wulf, sein Großvater, stolz.